Das Klima & Ich

Berlin11.04.2022

#STORYFELD Berlin – das Klima & Ich  

Ein Dialog in Geschichten zu den Themen unserer Zeit.

Montag, 11. April 2022, um 19:00 – 21:30 Uhr
Berliner Stadtbibliothek, Berlin Saal, Breitestr. 36, 10178 Berlin-Mitte

Eine Veranstaltung der Storytelling Arena in Kooperation mit der ZLB Berlin.
Auf Deutsch, Arabisch und Englisch.

Es wird stürmischer und der Klimawandel hinterlässt ihre Spuren - auch hier in Berlin. 
Wer ist wo aktiv geworden für die Erhaltung der Schönheit unseres Planeten – und unserer Stadt?

Das #STORYFELD ist eine grüne Denkfabrik in "Geschichten statt Argumenten" zu den Themen unserer Zeit.  Im Frühjahr 2022 dreht sich alles um unsere Beziehung zu unserer Erde. Aktive Menschen aller Generationen aus Berlin erzählen von inspirierenden Erlebnissen in der Natur - sowie von ihren Erfahrungen in der grünen Bewegung.  Was bewirken sie dabei Positives für unseren Planeten?  Was können wir als Einzelne und zusammen lokal, regional, landesweit und global tun, um den Klimawandel zu bremsen? Jede der drei Runden beginnt mit einer Impulsgeschichte, anschließend erzählt und diskutiert das Publikum in kleiner Runde – wer möchte, kann im Anschluss eine Geschichte in der großen Runde vorstellen. 

Die Veranstaltungsreihe findet zeitgleich an 16 Orten bundesweit statt.  So sammeln wir Inspiration und Lösungen aus ganz Deutschland.

#STORYFELD - Hier entsteht durch Storys Neues!

#STORYFELD Berlin findet in Kooperation zwischen der Berliner Erzählkunstkollektiv Storytelling Arena und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin statt.
Das dreijähriges STORYFELD Projekt wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat gefördert.
Unsere Story-Plattform
https://storyfelder.de/

Ich-Geschichten - Stefan Mönikes und Jonas Siepmann

Das Dorf in dem ich groß geworden bin heißt Bergheim. Es liegt in einem Tal, umgeben von Wäldern in den Ausläufern des Eggegebirges in Ostwestfalen. Unser Bauernhof liegt im Zentrum des Dorfes,  gleich neben der Kirche. 

Ich erinnere mich als wenn es gestern wäre. Jeder Morgen fing eigentlich gleich an. Nach dem Aufstehen musste erst mal im Heizungskeller ein Feuer im Holzofen gemacht werden. Es galt dann auch vor 8:00 Uhr, weil der Gottesdienst um 8:00 Uhr morgens anfängt, unsere Schweine zu füttern damit die Betenden  nicht gestört werden von dem Gegrunze, Geschmatze und Gequiekte der kleinen Ferkel. Und nachdem all das gemacht war und wir gefrühstückt hatten, nahm mich meine Großmutter Margarete mit einem großen Bollerwagen und leeren Metallkörben mit in  unseren großen Familiengarten an der Gerätescheune neben dem Bach. 

Schon beim Nähern dufteten uns die reifen, süßen Birnen von den Bäumen, die wir heute ernten wollten und ich weiß noch, wie ich angefangen habe diese Birnen in den Korb zu legen und anfangs viel Spaß dabei hatte, zu sehen, wie sich die Körbe langsam füllten. Ich hatte einen kleineren Korb als meine Großmutter und mir kamen die 2-3 Stunden der fleißigen Arbeit dann doch sehr lang vor, bis wir halle Körbe auf der Karre voll hatten und damit dann zum Mittagessen  zurück in die große Küche unseres Bauernhofes gekommen sind und eine kurze Mittagspause einlegen mussten. 

Gleich danach ging es jedoch weiter. Wir fingen an, die Birnen zu waschen, zu schneiden und zu entkernen und sie dann ein zu machen in gefühlt mindestens 100 große Gläsern mit Gummiring. Es war eine durchaus langwierige und für mich schwere Arbeit. Ich kann mich noch erinnern, wie ich müde wurde und zwischendurch spielen wollte sowie Zweifel hatte für wen sollen in all diese Gläser sein, wer soll das denn alles essen können? 

Und ich habe aber nach diesem Tag an vielen Abenden und vielen vielen Mittagsessen diese Birnen genossen zu Milchreis zu Nudeln oder einfach als Nachtisch, und ich hatte das Gefühl, dass jedes Stück Fleisch was ich esse von unseren Schweinen, dass ich -Entschuldigung für die Vegetarier -  diese Tiere persönlich gekannt hatte, mich mit ihnen verbunden fühlte und genauso wie ich jedes Salatblatt, jede Tomate und jede Gurke und jedes Stück Holz scheinbar kannte oder wusste, jemand aus meiner Familie hatte sie in der Hand. Ich hatte das Gefühl, dass wir sehr unabhängig und ressourcensparend und und frei lebten auf dem Bauernhof. Und dann bin ich nach Berlin gezogen und nach ein paar Jahren des Genusses des vibrierenden Berliner Stadtlebens ich sehnsucht nach Garten, Wald und einem naturverbundenen Leben habe, wie viele meiner Freunde. Und ich habe gemerkt dass es gar nicht so leicht ist, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern und nachhaltig und regional einzukaufen und Müll zu vermeiden. Aber genau das ist die Prägung, die ich erfahren habe und genau das ist eigentlich die Motivation warum ich heute diese heute diese Geschichte erzählen und warum ich uns die Frage stellen möchte, wie können wir jetzt konkret anfangen nachhaltig, naturverbunden und friedvoll mit der Erde um zu gehen und auch hier in Berlin so zu leben, dass wir unsere Mit- und Umwelt schützen und erhalten.

Unverpackt - Florian Remmler

Unverpackt

Ich habe früher für eine bekannte Fluggesellschaft gearbeitet. Mein CO2 Fußabdruck war also sicherlich lange Zeit nicht der beste. Während meiner Reisen fiel mir auf, dass der Plastikmüll überall ständig wuchs. 

 Am schlimmsten war es dann vor etwa sechs Jahren als ich in Malaysia im Meer schwimmen ging. Um mich herum trieb jede Menge Müll. Ich fand einzelne Plastiksandalen, Plastiktüten und sogar Blutkonserven Beutel aus Plastik.

 Meine Frau und ich ernährten uns zu diesem Zeitpunkt bereits  ausschließlich Bio zertifiziert. Aber auch in Bio-Supermärkten finden sich Unmengen an Plastikverpackungen. Vor fünf Jahren entschieden wir uns im besten Falle waste -less, aber zumindest immer waste-arm einkaufen zu gehen. Das bedeutet, dass wir so gut es geht auf Verpackungsmüll verzichten.

 Vor einem Jahr habe ich mich dann entschieden meinen alten Job zu an den Nagel zu hängen und einen Unverpackt-Laden in Berlin zu eröffnen. Ich bin total glücklich darüber und mache das aus voller Überzeugung.

 Mittlerweile probiere ich jeden kleinen Fitzel einzusparen, den ich einsparen kann. Und sei es, dass ich Zeilen auf dem Kassenzettel durch geschicktes Zusammenfassen von Waren verkürze, um im Jahr zwei oder drei Kassenrollen weniger zu verbrauchen.

 Wir konsumieren kaum Milcherzeugnisse und so gut wie keinen Fisch und kein Fleisch mehr. Wir probieren Alles, was man nicht lose in meinem Laden kaufen kann, in Pfandgläsern einzukaufen. Wir benutzen für den Müll keine Mülltüten, sondern haben diverse Eimer die wir runter schleppen und ausleeren. Wir bauen eigenes Gemüse an fahren, fahren lieber mit dem Fahrrad statt mit dem Auto und kaufen unsere Kleidung fairtrade oder Second-Hand. Uns ist es wahnsinnig wichtig nur Dinge zu kaufen die wir wirklich brauchen.

Zukunftsgeschichte - Rachel Clarke

In der Abwesenheit von Menschen

Es herrscht eine Stille,
eine große Stille,                                                         
über dem Land.


Und wir horchen…

 

Und wir hören…

 

Und wir horchen…

Und wir hören…

Steigende Aufregung -             
sie entstammt keiner menschlichen Stimme,
es ist das rhythmische Flüstern der Bäume,
es sind die von Millionen wilder Bienenhorden gesummten Akkorde.
Das Trommeln entstammt einer Partitur
stampfender Ameisen Füssen.      

 

Von Sydney bis Tripolis,                                              
Von Frankfurt nach Bagdad
genießt die Natur den Raum, den sie nun hat -
nicht mehr gedrängt an die Peripherie
von Kettensägen, Abfall, Industrie,
fordert sie die Ozeane zurück und plant
als bald die Städte-Übernahme.

 

Die Erde kehrt zurück in einen Eden-Zustand,                                      

Schildkröten schlüpfen am leeren Strand.
Seltene Delphinen gebären in klaren Gewässern,
gehören nicht mehr zu den gefährdeten Arten.
Schafe weiden wild, wo auch immer sie wollen
mit ihren Lämmern, die nicht mehr zur Schlachtbank müssen
und Kälber trinken im Freien die Milch ihrer Mütter,
Hühner werden groß wie Pferde,
der Dschungel gewinnt wieder an Ressourcen,
Affen kehren zurück auf den Waldboden,
ungejagt und unverbrannt,
und Schweine, nun frei, erreichen ein hohes Alter
mit genug Platz, um sich im Schlamm zu wälzen.

 

Eine Stille, eine große Stille      

bedeckt das Land.                      

Das ansteigende Summen vor Aufregung

Hätte gern diese Geschichte entfacht

"Die Erde gedeiht in ihrer potenziellen Pracht!"   

Doch die Abwesenheit der Menschheit ist nur vorübergehend   

und bald sind wir zur "Normalität" zurückgekehrt.

Oder doch nicht?  Und wenn wir das tun,
werden wir immer noch das „Wir“ spüren?

die gleichen Fehler wiederholen?

die Natur wieder in ihre Ketten legen?

Und alles wieder in ein "wir oder sie" zerlegen?

Oder was wäre, wenn…


wenn wir uns entschließen,
mit unserem Planeten anders umzugehen.

Null Abfall anstreben?
unsere Meere und Körper vor Plastik schonen?

verzehren Frisches, unverpackt,
von Bauern aus der Region.

nur einmal wöchentlich Fleisch essen
die freiwerdenden Flächen
können die Menschen lokal zum Anbau verwenden
und den Hunger weltweit damit beenden.

Verwilderung tolerieren, Lost Places entstehen.
Die Koralle im Meer werden wieder florieren
und uns allen ins Staunen bringen.


Handelten die Regierungen entschlossen -
Elektromobilität, kohlenstofffreie Energieversorgung,
machten die Reduzierung der Emissionen

zur Bedingung - für Rettungsaktionen für Unternehmen.

Könnten wir den Übergang zu einer grünen Wirtschaft vollziehen.

 

Halt.   Ein Jahr später.  Wir machten weiter.
Und die historische Chance ging vorüber.

 

Südeuropa brannte.  In Deutschland wieder Jahrhundert-Hochwasser.

 

"Nach der Corona-Pandemie geschah es:

Dass die Menschen den bisherigen Weg fortsetzten.

Und bei den Dinosauriern war es die Eiszeit,

bei den Menschen war es die Unfähigkeit

ihren Konsum zu bremsen
die es anderen Tieren ermöglichte, die Erde zu erben...

 

und da die meisten Tiere nur ein Kurzzeitgedächtnis haben,

haben sie die Zweibeiner bald vergessen,

damit hatten die Menschen nicht nur eine historische Chance verpasst,

und sich selbst zerstört,

sondern die Geschichte selbst zum Erlöschen gebracht.